Am 28.09.2025 sind Oberbürgermeisterwahlen in Freiberg.
Wahlberechtigt sind alle EU-Bürgerinnen, die seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Freiberg und das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Wir haben eure Fragen gesammelt und zusammengefasst. Dabei sind fünf Themengebiete entstanden: Mobilität, Absolventinnen, Erstsemester, Zusammenarbeit Stadt und Uni bzw.
Studentische Lebenskultur und Haushaltskürzungen.
Die Antworten der Kandidaten findet ihr hier.
1. Mobilität
Was sind Ihre Pläne für eine verbesserte Mobilität zwischen Bahnhof–Campus–Wohnorten der Studierenden?
Wie wollen Sie die Mobilität für Studierende, die oft kein Auto besitzen, in der Stadt fördern?
1. Bessere (oder überhaupt) Radwege gerade auf den häufig genutzten Routen zwischen Bahnhof, allen Campusteilen, Innenstadt und Wohngebieten.
2. Wir müssen gemeinsam mit dem zuständigen Verkehrsunternehmen Regiobus die Streckenführung der Buslinien so verbessern, dass der Campus besser erreichbar ist – idealerweise zu Stoßzeiten in einem häufigeren Takt, der sinnvoll mit den Ankunfts- und Abfahrtzeiten der Züge abgestimmt ist.
Darüber hinaus will ich mich dafür einsetzen, dass teilAuto (Carsharing) auch Stellplätze auf dem Campus erhält. Fahrradleihstationen an neuralgischen Punkten in der Stadt anzulegen, halte ich auch für sinnvoll.
Auch der ÖPNV benötigt dringend direktere Routen wie bspw. vom Bahnhof zum Campus sowie eine bessere Taktung zu Stoßzeiten. Dazu zählt auch die Erreichbarkeit des Campus vom Bahnhof aus – einerseits mittels des ÖPNV, andererseits mit dem Fahrrad. Das Projekt „SteigtUM“ der TUBAF geht hierbei einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung mit dem Verleih von CityPeds, also Lasten-Pedelecs für die private Nutzung. Dies sollte weiter gefördert werden.
Die Bahnhofstraße ist die zentrale Verbindung zwischen Bahnhof und Altstadt. Bei einem grundhaften Ausbau will ich eine sichere Radspur einrichten. Mir ist es wichtig eine ausreichend dimensionierte, nutzerfreundliche und sichere Fahrradabstellmöglichkeiten – sowohl direkt am Bahnhof als auch verteilt in der gesamten Stadt einzurichten. Dies schafft deutliche Vorteile: Zum einen erhöht dies die Sicherheit und den Komfort für Radfahrer, zum anderen erleichtert dies den Umstieg vom Zug aufs Rad und macht nachhaltige Mobilität für Pendlerinnen und Pendler wie auch für Bürgerinnen und Bürger der Stadt deutlich attraktiver. So wird das Fahrrad zu einer echten Alternative zum Auto, was wiederum die Innenstadt entlastet und die Lebensqualität steigert.
Mit Blick auf die bessere Anbindung des Campus setze ich mich in Gesprächen mit den Verkehrsbetrieben dafür ein, die Verbindung zwischen Bahnhof, Altstadt und Universität zu verbessern. Auch die Wiedereinbindung Freibergs in das Fernbusnetz will ich nochmals angehen. So wird nicht nur der Studien- und Arbeitsalltag vieler Studierender und Beschäftigter erleichtert, sondern auch der öffentliche Nahverkehr gestärkt – eine echte Alternative zum Auto, die zur nachhaltigen Mobilität beiträgt.
2. Absolventen
Wie möchten Sie die Stadt für Absolventen der Universität attraktiver gestalten, damit diese nach dem Studium in Freiberg bleiben?
Dazu gehört eine starke Wirtschaft und ein gutes Umfeld für Start-ups, damit neue und attraktive Jobs entstehen, die zu den Absolvent*innen passen. Außerdem müssen wir die Unternehmen auch mehr unterstützen und ermutigen, auch internationalen Studierenden und Absolventen eine Chance zu geben, selbst wenn sie noch nicht perfekt Deutsch können.
Beim Thema Wohnraum müssen wir mehr darauf schauen, ob das Angebot auch für junge Leute, die vielleicht schon über das Thema Familiengründung nachdenken, passt – und eventuell gemeinsam mit SWG und WG nachsteuern. Mit den Kapazitäten der Kinderbetreuung sieht es im Moment gut aus, und wir müssen dafür sorgen, dass das auch so bleibt.
Aktuell fehlen definitiv Kultur- und Freizeitangebote für junge Menschen. Freiberg hat viel zu bieten, aber die Altersgruppe zwischen 15 und 30 findet nicht viel. Das muss sich ändern.
Nicht zuletzt geht es auch einfach darum, ob sich die Leute hier wohl und willkommen fühlen. Die derzeitige politische Stimmung ist für viele verständlicherweise abschreckend. Hier werde ich als OB klare Haltung gegen antidemokratische und diskriminierende Stimmungsmache zeigen. Wir können nicht unsere Weltoffenheit und Toleranz symbolisch vor uns hertragen, wir müssen sie auch leben.
Dazu zählt auch eine zügige Erschließung oder Umwidmung vorhandener Brachflächen im Stadtgebiet, um speziell dem Unterangebot von Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern mit großen Wohnungen entgegenzuwirken.
Um Absolventen auch beruflich in Freiberg zu halten, braucht es ein größeres und thematisch breiteres Gründerzentrum. Also neben dem Saxeed, welches hauptsächlich für Hochschulabsolventen ist und dem GIZEF, welches vorrangig in den Bereichen Rohstofferkundung und -untersuchung, Aufbereitungs-, Recycling- und Umwelttechnik sowie Material- und Werkstofftechnik und regenerative innovative Energietechnik unterstützt, muss es hier noch eines geben, welches jede kluge Idee vom Bildungsabschluss unabhängig beratend zur Seite steht – ein unabhängiges Gründerzentrum für Start-ups.
Freiberg muss letztlich auch weiterhin attraktiv für Neuansiedlungen von Firmen sein. Wichtig dafür sind auch die Absolventen der TUBAF sowie die harten Standortfaktoren, wie günstige Verkehrsanbindung, starke Infrastruktur, Nähe zu anderen Lieferanten und Kunden, aber auch Kunst und Kultur und eine wirtschaftsfördernde Stadtverwaltung. Dies sehe ich als eine Kernaufgabe für die positive Weiterentwicklung der Stadt Freiberg.
Damit möchte ich Räume für Innovationen schaffen, Start-ups fördern und in unserer Stadt halten, die Arbeitsplätze sichern. Gleichzeitig will ich mich im Verein Freiberg SienceCity engagieren und so die Verbindung zwischen Stadt, Universität und Gesellschaft fördern und Freiberg als zukunftsorientierten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort positionieren.
Damit Freiberg auch in Zukunft ein attraktiver Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort bleibt, muss die Stadt vor allem für junge Menschen und junge Familien lebenswert sein. Dazu gehören für mich ein vielfältiges und bezahlbares Wohnangebot sowie ein breites Freizeit- und Kulturangebot, das unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse abdeckt – von Sport- und Vereinsleben bis hin zu Kulturveranstaltungen für jedes Alter. So entsteht ein Umfeld, in dem Studierende nach ihrem Abschluss bleiben, junge Familien eine Zukunft aufbauen und Fachkräfte dauerhaft gewonnen werden können. Das stärkt nicht nur die Stadtgemeinschaft, sondern auch den Standort Freiberg insgesamt. Das will ich fördern.
Freiberg und unsere Universität bieten ideale Bedingungen zum Studieren: eine starke Gemeinschaft, exzellente Lehre, engagierte Forschung und ein vielfältiges kulturelles Angebot. Genau das gilt es zu stärken, damit wir uns im Wettbewerb um die besten Köpfe weiter behaupten können.
3. Erstsemester
Welche Maßnahmen planen Sie, damit sich Studienanfänger aus dem In- und Ausland in Freiberg willkommen fühlen?
Perspektivisch würde ich gerne gemeinsam mit der Universität einen Welcome-Service für internationale Studierende und Wissenschaftler*innen einrichten: Eine Stelle, die mit praktischer Unterstützung beim Ankommen hilft.
Die Stadt Freiberg trägt in ihren Veröffentlichungen zwar gern die Weltoffenheit und ihre Bergakademie vor sich her, aber praktisch spielen beide Themen in der Außendarstellung kaum eine Rolle. Hier braucht es mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung, auch mit städtischen interkulturellen Events.
Was natürlich auch eine sehr wichtige Rolle spielt, ist die gesellschaftliche Stimmung und das Image unserer Stadt, das in den letzten Jahren im In- und Ausland stark gelitten hat. Hier hilft nur eine konsequente Verfolgung von Angriffen jeglicher Art und null Toleranz gegen Diskriminierung und Hetze.
Um besonders im Inland zu werben, muss die TUBAF bekannter werden, vor allem außerhalb des 35 km Radius. Dies kann durch eine verstärkte Außenwerbung, wie bspw. Workshops in Schulen/ Gymnasien sowie durch Teilnahme auf Bildungs- und Buchmessen gelingen. Aber auch durch Werbung mittels Plakat-, Bahnhofs- oder Verkehrsmedien oder Pubilc Video bei Einkaufszentren, kann den Bekanntheitsgrad der TUBAF deutschlandweit erhöhen.
Weiter sollte die vor 10 Jahren eingeführte Zweitwohnungssteuer evaluiert werden. Es muss analysiert werden, ob mit Abschaffung stärkere Anreize geschaffen werden können und welche Auswirkungen das auf die Stadt hat.
Auch müssen die vielen Möglichkeiten, sich in Vereinen und Gruppen anzumelden bzw. zu engagieren, klar erkennbar sein und kommuniziert werden – evtl. durch eine Vorstellungsrunde in der Einführungswoche. Vereine können hierfür Schnuppermitgliedschaften anbieten.
Mein Ziel ist es, internationale Studierende von Anfang an herzlich willkommen zu heißen und ihnen die Anmeldung so einfach wie möglich zu machen – bereits jetzt ist das schon online möglich und soll in Zukunft auch in mehreren Sprachen möglich sein. Ergänzend zu den Terminen des International Office soll es ein Willkommenspaket geben, das praktische Informationen und erste Kontakte vermittelt. Besonders wichtig ist mir dabei die engere Verzahnung zwischen Stadtverwaltung, International Office und den Vertretern der Universität. So wird die Brücke zwischen Stadt und Universität sichtbarer, Berührungsängste gegenüber der städtischen Verwaltung werden abgebaut, und internationale Studierende fühlen sich von Beginn an in Freiberg gut aufgenommen.
4. Studentische Lebenskultur:
Wie möchten Sie die studentische Lebenskultur in Freiberg und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität fördern?
Besonders wichtig ist mir das studentische Leben, das unsere Stadt erst richtig lebendig macht. Deshalb habe ich auch die Bierkastenwanderung mit voller Überzeugung unterstützt. Fast 300 Studierende in 27 Teams waren in kreativen Outfits, mit Bollerwagen und originellen Namen wie ‚Bierabfuhr‘ oder ‚New Kids on the Kasten‘ durch die Altstadt unterwegs. Ich war selbst an mehreren der acht Stationen dabei und konnte miterleben, wie viel Teamgeist, Spaß und Organisationstalent in dieser Veranstaltung steckt. Mit der vierten Auflage hat sich die Bierkastenwanderung endgültig zu einer Tradition entwickelt.
Ich kann mir gut vorstellen mit dem Studentenrat der TU Bergakademie, dem Klubhaus e.V. und dem Studentenwerk Freiberg regelmäßig in einen Austausch zu treten, um weitere Veranstaltungen, wie etwa die Kneipenrally, die es bereits gab, wieder zu beleben oder neue Ideen zu unterstützen. Denn ich weiß wie viel Engagement und Arbeit in solchen Veranstaltungen stecken. Solche Initiativen zeigen mir, wie stark und kreativ unsere Studierendenschaft ist – und sie verdienen die volle Unterstützung der Stadt. Denn nur mit einem lebendigen studentischen Leben bleibt Freiberg eine attraktive und zukunftsorientierte Studentenstadt.
5. Haushaltskürzungen:
In welcher Form könnten Studierende von Kürzungen im Haushalt der Stadt Freiberg betroffen sein?
Wie wurden die Fragen gestellt?
Den Kandidaten wurden gleichzeitig per E-Mail dieselben fünf Fragen gestellt, mit der Bitte um schriftliche Beantwortung.
Woher kommen die Fragen?
Einige Fragen kommen aus der Umfrage, in der ihr eure Fragen stellen konntet, außerdem haben wir uns weitere überlegt.
Warum ist meine Frage nicht dabei?
Wir konnten den Kandidaten nicht alle eurer Fragen stellen, da einige keine hochschulpolitischen Themen betrafen. Thematisch ähnliche Fragen haben wir zusammengefasst.
Hinweis
Die Antworten sind in der Reihenfolge des Posteingangs beim StuRa sortiert. Dr. Stefan Krinke und Philipp Preißler haben um Fristverlängerung gebeten bzw. nach der ursprünglich gesetzten Frist geantwortet. Steve Ittershagen hat nicht auf unsere Anfrage geantwortet.
Veröffentlicht durch Referat Hochschulpolitik und den Sprecher des StuRa.
Wir danken den Kandidaten für ihre Antworten!